Kastensystem

Kaste (lat. castus, rein, keusch), streng abgeschlossene Gesellschaftschicht im Hinduismus.

Zur Entwicklung des Kastensystems scheint das Bestreben der nach Indien eingewanderten Arier beigetragen zu haben, gegenüber der unterworfenen Urbevölkerung ihre Reinheit zu bewahren. Ursprünglich Einteilung in 4 Kasten: Brahmanen (Priester), Chhetri (Krieger, Herrscher), Vaishyas (Bauern, Handwerker,Händler) und Shudras (Knechte). Die Zugehörigkeit zu einer Kaste wird durch Geburt bestimmt, eine Kaste wird durch gemeinsame Sitten und Gebräuche, die jeder Einzelene zu erfüllen hat, zusammengehalten. Die Isolation geht soweit, dass Mischehen, Umgang mit niedrigeren Kasten oder gemeinsame Arbeit untersagt sind. Außerhalb des Kastensystems stehen die Kastenlosen - Paria, die Unberührbaren,die von allen anderen verachtet werden, ihre Aufgabe ist das Verrichten "unreiner Arbeit".

Seit 1963 sind in Nepal alle Bürger vor dem Gesetz gleichgestellt, d.h. es dürfen ihnen aus ihrer Kastenzugehörigkeit keine verfassungsmäßigen Nachteile entstehen. Das Kastensystem führt jedoch immer noch zu enormen Schwierigkeiten bei der Bewältigung der anfallenden politischen und wirtschaftlichen Probleme. Nach wie vor hat der Gesetzeserlass an der gesellschaftlichen Realität kaum etwas verändert.

Ist es schon schwierig genug fähige Mitarbeiter zu finden, so reduziert sich die Chance gute zu finden auf ein absolutes Minimum, wenn der Mitarbeiter zu seinen Fähigkeiten auch noch den richtigen Familiennamen haben muß. Das Kastensystem arbeitet dem Korruptionssystem in die Hände. Es gibt zum Beispiel eine nepalesische Organisation von deren 14 Vorstandsmitglieder haben 8 den gleichen Familiennamen, ein Schelm, der Schlechtes denkt. Das Kastensystem gliedert die Gesellschaft von oben nach unten, dabei hat jede Kaste seine eigenen religiösen Rituale. Da untere Kasten höheren Kasten nicht in die Augen schauen geschweige denn ein Gegenwort an Sie richten dürfen, führt das im Arbeitsalltag zu enormen Schwierigkeiten, wenn der Kontrolleur (niedere Kaste) dem Arbeiter (höhere Kaste) aufgrund seiner Erziehung nichts sagen darf bzw. kann. Hier ein persönlich erlebtes Alltagsbeispiel: Beim Einkauf von Lebensmittel betrat der Kunde den Laden nicht, er blieb vor der Türschwelle mit gesenkten Kopf stehen und sagte, was er wünsche. Die von ihm georderten Lebensmittel wurden ihm vor die Türschwelle geworfen. Beim Zahlen legte der Kunde die Geldscheine auf die Türschwelle, daß Restgeld wurde ihm vor die Füße geschmissen. Nachdem er alles eingesammelt hatte, verließ er mit gesenktem Kopf den Ort. Im Terrai gibt es Kasten, die in der Öffentlichkeit darauf zu achten haben, daß ihr Schatten nicht auf andere fällt. Szenen wie diese spielen sich vor allem in ländlichen Gebieten ab, sie symbolisieren jedoch eindringlich die gesellschaftlichen Mißstände. Es findet eine massive Beeinträchtigung der nepalesischen Wirtschaft statt, wenn zum Beispiel der selbständige Schneider (Kastensystem Pariya) beim Kauf von Material (die Webereien werden größtenteils von Newari geführt) immer den Ausschuß bekommt, weil er von seiner Erziehung her gar nicht in der Lage ist zu widersprechen und auf die schlechte Qualität hinzuweisen, da er sich am untersten Ende des Kastensystems befindet. Vor 10 Jahren bekam man bereitwillig Auskunft über die Kaste der man angehört, heute heißt es bei niederen Kasten in der Regel "we are all eaqual" (wir sind alle gleich). Diese Erkenntnis dürfte auf die kommunistischen Ideale zurückgehen und viele zu Maoisten machen. Bedenklich in diesem Zusammenhang ist die offizielle Lesart des derzeitig tobenden Bürgerkriegs (seit Februar 96 - April 2001 über 1900 offizielle Tote) bei den von maoistischen Aufständischen in maoistisch infizierten Regionen die Rede ist.

 

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